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Die EU-Kommission hat nun die politische Debatte über den Einsatz von Gummigranulat in Kunstrasenplätzen eröffnet. Im Vorfeld der Empfehlung der Kommission wurden Gutachten verschiedener Gremien der Europäischen Chemikalienagentur (ECHA) eingeholt, darunter auch des RAC (Ausschuss für Risikobewertung), die ein vollständiges Verbot des Einsatzes von Gummigranulat mit einer 6-jährigen Übergangsfrist empfohlen haben, sowie des SEAC (Ausschuss für sozioökonomische Analyse), der – über ein Verbot hinaus – auch auf eine alternative Möglichkeit hinwies, Risikomanagementmaßnahmen (RMM) auf den Plätzen zu ergreifen, um so den Austrag auf unerwünschte Bereiche zu vermeiden. Der SEAC meinte, wenn es gelänge, diesen Austrag jährlich unter 7 g/m2 (ca. 50 kg pro 11-Mann-Platz) zu halten, könnte dies eine Alternative sein, die auf sinnvolle Weise auch die vielen positiven Eigenschaften der Plätze berücksichtigt, wie z.B. die ganzjährige Nutzbarkeit, die hervorragenden Spiel-eigenschaften und die daraus resultierende positive Wirkung auf die Volksgesundheit.

Die wichtigsten und effektivsten RMM sind vor allem Barrieren und Sportplatzbanden um die Plätze herum sowie Gittermatten am Ausgang, wo das Gummigranulat automatisch von Schuhen und Kleidung abfällt. Durch diese Maßnahmen kann der Austrag von den Plätzen auf ein minimales Niveau von nur wenigen kg jährlich reduziert werden. Zu diesem Zweck wurde eine europäische CEN-Empfehlung ausgearbeitet.

Die EU-Kommission hat sich nun für einen Vorschlag für ein vollständiges Verbot des Einsatzes von Gummigranulat auf Kunstrasenplätzen mit einer Übergangsfrist von 6 Jahren entschieden. Die Angelegenheit wird nun durch die politischen Gremien gehen, in den Mitglied-staaten und im EU-Parlament. Bedeutende Akteure wie z.B. die Fußballverbände – sowohl die nationalen als auch die gesamteuropäische UEFA – werden daher in den kommenden Monaten, vielleicht Jahren, mit ihren Positionen Stellung beziehen. Ebenso die Recyclingindustrie auf nationaler Ebene sowie auf europäischer Ebene (EuRIC) und auch die Akteure der Kreislauf-wirtschaft für Reifen – wie wir hier bei Genan. Dieser weitere Prozess kann zu einer Annahme des Vorschlags in unveränderter Form, einer Ablehnung oder einer Annahme mit Änderungen führen. Wie lange dieser politische Prozess dauern wird, ist schwer vorherzusagen. Aber es wird ein umfangreicher Prozess werden – sowohl arbeitsmäßig als auch zeitlich.

Die Haltung von Genan ist klar. Es wäre extrem unklug, einen guten Absatzmarkt für recycelte Produkte zu beschädigen oder gar zu eliminieren, wenn es technologisch möglich ist, den Austrag auf ein absolutes Minimum zu begrenzen. Allein in der EU würden ca. 500.000 Tonnen Reifen verbrannt werden müssen, statt recycelt zu werden – das wäre ein riesiger Rückschritt für die Kreislaufwirtschaft. Die Möglichkeit, beispielsweise in Großstädten Kunstrasenplätze mit hoher Spielqualität zu errichten, wo es so an ausreichend Flächen für den Sport mangelt, würde dramatisch eingeschränkt werden, was Folgen für die öffentliche Gesundheit, die Kriminalitäts-prävention und das körperliche Wohlbefinden haben würde. Die Finanzhaushalte der Sport- und Kulturverwaltungen in den einzelnen Kommunen würden erheblich belastet werden, da alternative Lösungen nicht nur deutlich teurer, sondern auch noch unattraktiver sind. Und schließlich würde sich die Klimabilanz verschlechtern mit einem Ausstoß von jährlich 350.000 Tonnen mehr CO2 allein in der EU, da die einzige Alternative für die Reifen, die nicht mehr auf Kunstrasenplätzen in der EU wiederverwendet werden dürften, eine Verbrennung in Zement-öfen – oder der Export – wäre.

Die UEFA geht davon aus:

  • dass es in Europa ca. 42.000 Kunstrasenplätze gibt
  • dass 30.000 dieser Plätze von dem jetzigen Vorschlag der Kommission betroffen sein werden
  • dass die durchschnittlichen Kosten für einen Umbau eines Platzes (mit einer alternativen Technologie) ca. € 300.000 betragen werden
  • dass der Vorschlag der Kommission dem europäischen Fußball zusätzliche Kosten von gerundet € 8,5 Millionen aufbürden würde

In Dänemark gibt es schätzungsweise 380 Kunstrasenplätze, ca. 300 davon haben Gummi-granulat als Einstreumaterial. Es ist nicht auszuschließen, dass der Vorschlag der Kommission – sollte er in seiner jetzigen Form angenommen werden – die dänischen Platzeigentümer letztendlich zwischen 500 Millionen und 750 Millionen DKK kosten wird – nur für den Umbau der Plätze. Wenn die EU stattdessen eine Lösung wählt, bei der der Austrag von Gummigranulat in unerwünschte Bereiche durch Risikomanagementmaßnahmen (RMM) auf ein absolutes Minimum begrenzt wird, wird die Gesamtrechnung für die dänischen Platzeigentümer wahrscheinlich irgendwo zwischen 50 Millionen und 100 Millionen DKK liegen. Ganz aktuelle, vorläufige Ergebnisse des Dänischen Technologischen Instituts, das gemeinsam mit der Kommune Silkeborg und der DBU, dem dänischen Fußballverband, an einem Test- und Entwicklungsprojekt arbeitet, zeigen, dass der Austrag von Gummigranulat mit einfachen Mitteln auf ein marginales Niveau gebracht werden kann. Hier können Sie mehr darüber erfahren.

Wir bei Genan werden Sie auf dem Laufenden halten und Sie stets über den politischen Prozess zu dieser Initiative informieren.

Unsere Fragen und Antworten zu diesem Thema finden Sie hier.

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